Filmmusik als Live-Erlebnis liegt seit Jahren im Trend. Doch funktioniert die Kombination aus Orchester-Musik und Kinoerlebnis wirklich? Bei Harry Potter und der Stein der Weisen auf jeden Fall.
Der Hype um den berühmtesten Zauberschüler der Welt ist noch lange nicht vorbei. Mit der In Concert-Reihe werden Fans wieder neu verzaubert. Das erste Harry Potter-Konzert für die Welttournee fand am 23. Juni 2016 in Philadelphia statt. Die Kinofilme der Harry Potter-Reihe werden dabei von einem Live-Orchester begleitet.
Wer ist für die Musik verantwortlich?
John Williams komponierte die Musik der ersten drei Teile von Harry Potter. Er wurde insgesamt 51-mal für den Oscar nominiert. Damit hält er derzeit den Rekord für die meisten Oscar-Nominierungen für eine lebende Person. Nach Walt Disney mit 59 Nominierungen belegt er Platz 2 für die meisten Nominierungen überhaupt. Fünf der begehrten Trophäen konnte er unter anderem für seine fantastische Musik in Der weiße Hai und Krieg der Sterne gewinnen. Außerdem wurde Williams 2016 als erster Komponist überhaupt mit dem AFI Life Achievement Award für sein Lebenswerk geehrt.
Für die musikalische Untermalung von Harry Potter und der Stein der Weisen war an diesem Abend das Deutsche Filmorchester Babelsberg verantwortlich. Das DFOB besteht derzeit aus einer sinfonischen Grundbesetzung von 55 Musikern.
Worum geht es im Film?
Für all diejenigen, die ihr Leben bis jetzt auf einem anderen Planeten verbracht haben, sei die Handlung des ersten Filmes eines der weltweit größten Franchises noch einmal kurz zusammengefasst: Harry Potter ist noch ein Kleinkind, als seine Eltern ums Leben kommen. Nach deren Tod wächst der Waise bei seiner Tante und seinem Onkel auf. Sie finden es überaus lästig, sich um Harry kümmern zu müssen und lassen ihn dies auch spüren. Erst im Alter von elf Jahren erfährt der Junge von dem Halbriesen Hagrid, dass er ein Zauberer ist. Seine Eltern starben auch nicht bei einem Autounfall, wie er bisher glaubte, sondern wurden von Lord Voldemort getötet. Seltsamerweise versagten die Zauberkräfte des dunklen Magiers gegenüber dem einjährigen Kind. Von dem missglückten Angriff behielt Harry eine blitzförmige Narbe auf der Stirn. Nun wird er in Hogwarts, einer Schule für Magie, aufgenommen. Bald findet er heraus, dass ein geheimnisvoller Gegenstand in der Schule versteckt ist. Harry und seine Freunde Ron und Hermine müssen handeln, damit Voldemort nicht seine früheren Kräfte zurückgewinnt.
Eine ganz besondere Kombination
Für mich persönlich ist es schon einige Jahre her, dass ich Harry Potter und der Stein der Weisen gesehen habe. Umso spannender war es, den Film nun einmal unter neuen Bedingungen anschauen zu können. Und was soll ich sagen… es war wirklich magisch. Das Zusammenspiel aus Live-Musik und Kinoerlebnis hob den Film nochmal auf eine ganz neue Stufe. Viel mehr rückte die fantastische Musik in den Mittelpunkt und schaffte es so, eine neue emotionale Bindung zu manchen Szenen aufzubauen. Es war erstaunlich, wie diese zwei Elemente zu einer perfekten Einheit wurden.
Beeindruckende musikalische Momente
Deutlich wurde dies beispielsweise, als Harry zum ersten Mal die Winkelgasse betritt und sich ihm das volle Ausmaß der Magierwelt offenbart. Er entdeckt eine neue Dimension, die sein Leben für immer verändern wird. Diese Fröhlichkeit und Aufgeregtheit des Zauberschülers wird durch das inszenierte Szenenbild und die eingespielte Musik perfekt deutlich.
Wahre Gänsehaut kam vor allem bei Hedwig’s Theme auf, die zentrale Komposition aller Harry Potter-Filme, quasi deren Leitmotiv. Für viele Fans stellt Hedwig’s Theme die musikalische Identität des Universums dar, taucht es schließlich immer dann auf, wenn Magie eine Rolle auf der Leinwand spielt.
Ungewöhnlich an dem Stück ist, dass Williams es nicht auf den Film selbst komponiert hatte, sondern auf das Buch. Er hatte den Roman gelesen, bevor er ans Werk ging, was der Komponist sehr selten tut. Anschließend spendierte er Hedwig ein eigenes Musikstück, welches im Trailer eingesetzt wurde.
Fortan war dieses Musikstück nicht mehr nur mit der Eule Hedwig verknüpft, sondern mit dem ganzen Film und dessen magischer Handlung. Die berühmte Melodie wurde den Zuschauern also bereits lange vor der Filmpremiere präsentiert. Wohl auch ein Grund dafür, warum Hedwig’s Theme die bekannteste Komposition ist und dementsprechend auch in den nachfolgenden Teilen eine große Rolle spielt.
Ein Vergnügen für jede Generation
Verstärkt wurde dieses positive Gefühl des Abends noch durch die anderen Zuschauer. Das Schönste daran war meiner Meinung nach, dass die Begeisterung sich durch mehrere Generationen durchzog. Für mich persönlich ist Harry Potter immer mit meiner Kindheit verknüpft, meine Generation ist quasi gemeinsam mit dem Zauberschüler aufgewachsen. Aber die Faszination endet nicht hier, sondern wird gefühlt immer weiter vererbt.
Und so kam es dann auch, dass an diesem Abend ein bunt gemischtes Publikum in der Halle zusammenfand. Man sah Erwachsene, die noch einmal die Magie ihrer Kindheit spüren wollten, ebenso wie kleine Kinder, die sich als ihre Lieblingsfiguren verkleidet hatten. Überall sah man Schuluniformen, Schals und T-Shirts, die das favorisierte Schulhaus anzeigten – überraschend viele Menschen scheinen übrigens eine Schwäche für Ravenclaw zu haben. Und alle zusammen, Hunderte von Potter-Fans, feierten unter lautstarkem Applaus und Jubel Filmszenen aus dem Stein der Weisen. Vor allem während Harrys erstem Quidditch-Spiel kommt eine Stimmung wie im Fußballstadion auf.
Dank diesem tollen Abend hat mich der Zauber des Harry Potter-Universums wieder erwischt. Ich bin mir sicher, so bald lässt er mich nicht mehr los. Zum Glück gibt es ja noch mehrere Teile und ich kann es kaum abwarten, bis Harry Potter und die Kammer des Schreckens In Concert in meiner Nähe stattfindet.