Herbert Grönemeyer besuchte auf seiner Tour am 28.03.2019 die SAP-Arena in Mannheim. Und ich war dabei.
Wie soll ich anfangen… ich bin kein großer Fan von deutscher Pop-Musik. Fast könnte man sagen, von deutscher Musik allgemein, doch dafür habe ich allzu oft meine Phasen, in denen ich deutschen Hip-Hop höre. Natürlich nur die anspruchsvollen Sachen. Pop-Musik ist mir zu glatt, zu nichtssagend, zu kitschig. Ich kann damit wenig anfangen. Und dann kam Herbert Grönemeyer.
Ich bin mit wenig Motivation in den Abend gestartet. Zwei Karten habe ich meinem Freund zu Weihnachten geschenkt, er ist großer Fan und was tut man nicht alles für die Liebe. Für ihn stand außer Frage, dass ich seine Begleitung sein darf und – ich bin ganz ehrlich – so richtig habe ich mich nicht darüber freuen können. Nach einem Arbeitstag, bei dem ich um 6 Uhr aufstehe, noch 2 Stunden ins Auto, um einen Künstler zu sehen, von dem ich mir noch nie bewusst ein Lied angemacht habe? Wer hätte da nicht „Juhu“ geschrien.
An dieser Stelle will ich ganz kurz und off-topic mal die SAP-Arena loben. Wir waren schon häufig hier zu Gast und es klappt wirklich immer alles einwandfrei. Das ist nicht selbstverständlich, in dem Bundesland, aus dem ich komme, kann man bei Veranstaltungen schon mit ausschreitendem Chaos rechnen.
Aber zurück zum Konzert. Der Voract war BRKN, der junge Mann, der auch schon in der Single Doppelherz/iKi Gönlüm von Herbert Grönemeyer gefeatured wurde. Und ich hatte richtig Spaß an diesem Typen. Unterhaltsam, charmant und tolle Musik. Vor allem die Saxofon-Parts sind ein Träumchen! Auf der Heimfahrt habe ich direkt die Spotify-Playlist von BRKN angemacht. Ein Künstler, den ich mir noch oft anhören werde.
Nun zu Herbert Grönemeyer himself. Wie ich bereits gesagt habe, kann ich wenig mit der deutschen Pop-Szene anfangen, dementsprechend fremd waren mir die Lieder von ihm. Natürlich kennt jeder Deutsche, der ab und zu das Radio anmacht Hits wie Bochum oder Mensch, aber mehr war es bei mir auch nicht und selbst bei diesen Liedern hat es nicht zum Mitsingen gereicht. Und trotzdem hatte ich meinen Spaß bei diesem Konzert.
Wieso? Ganz einfach. Ich war noch nie zuvor von so vielen begeisterten und gut gelaunten Menschen umgeben. Natürlich habe ich es nicht ganz nachvollziehen können, dass dieser Mann aus Bochum gefeiert wird, als wäre er die Metamorphose von den Beatles in einer einzigen Gestalt. Ich war erstaunt, wie beliebt Herbert Grönemeyer tatsächlich ist. Ist an mir vorbei gegangen. Aber jetzt kann ich es irgendwie verstehen. Denn auch ich wurde mitgezogen. Von den ganzen Besuchern, die an diesem Abend einen riesigen Spaß hatten und sich von der Musik berieseln lassen wollten. Sie war ansteckend, diese Lust, das Konzert zu genießen.
Und das gilt nicht nur für das fantastische Publikum, sondern auch für Herbert Grönemeyer. Ich war wirklich schon auf vielen Konzerten, besuche regelmäßig Festivals und ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals einen Künstler gesehen habe, der derart genießt, was er da macht. Er betritt die Bühne und man merkt, dass dieser Mann einfach tierisch Bock auf den Abend, auf seine Musik, auf das Publikum hat. Es ist unvorstellbar, man muss es erlebt haben. Wie dieser Mann auf der Bühne herumrennt, tanzt, singt und lebt, ist ganz großes Kino.
Doch nicht nur mit den launigen, schnellen Songs hat Herbert Grönemeyer überzeugen können, es gab auch mehrere Gänsehautmomente. Der größte kam, als er “Der Weg“ sang. Dieses Lied beschäftigt sich mit dem Tod seiner geliebten Frau und ist eines, wenn nicht sogar das emotionalste Lied des Sängers. Dementsprechend durfte es an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen. Wie das Publikum auf dieses Lied reagiert hat, war faszinierend anzusehen. Diese tanzende, lachende Menge wurde auf einmal still. Jeder hat verstanden, dass dieser Moment Herbert Grönemeyer gehört und sonst niemandem. Und das wurde respektiert.
Ich habe mich also mitreißen lassen, war mittendrin statt nur dabei und durfte einen der ganz großen deutschen Künstler bei dem zusehen, mit dem er nicht nur seinem Publikum seit Jahrzehnten, sondern auch sich selbst die größte Freude bereitet. Und nicht nur das. Ich glaube, dass jeder Besucher, der an diesem Abend da war, nicht nur den Künstler, sondern auch den Menschen Herbert Grönemeyer erleben durfte. Nicht nur an den Stellen, an denen er politisch wurde – und eine Einstellung vertreten hat, die meiner identisch ist -, auch in seiner puren Freude am Leben.
Und deshalb bin ich auch froh, dass mein Freund mich auf dieses Konzert mitgenommen hat. Ich wusste nicht, was ich verpasst habe, bis ich es erleben durfte.
Für den grandiosen Abend ein herzliches Dankeschön!